Verein der Heimatfreunde von Niederaußem und Auenheim e.V.
 Verein der Heimatfreunde von Niederaußem und Auenheim e.V.

Bildstock "Rette Deine Seele"

07.04.2023

 

 

 

 

 

 

  Im Zuge der Rekultivierung des wiederverfüllten

  Tagebaues Bergheim („Fortunafeld“) war zwischen der

  Stadt Bergheim und RWE ein Erinnerungsstättenkonzept

  vereinbart worden.

  Dazu gehört u.a. die Errichtung eines Bildstocks als

  moderner Nachfolger einer früher an ähnlicher Stelle befindlichen Andachtstätte, die im Volksmund

  „Rette Deine Seele“ genannt wurde. Der von RWE gebaute Bildstock wurde am 8. September 2012 an

  der Einmündung des Mariensteigs in den Pilgerweg eingeweiht.

 

 Einweihung Bildstock "Rette Deine Seele" 09.2012 (Foto: NN)            

 

 

  Vom historischen Vorläufer existieren nur einige Bilder aus dem Jahr 1951, das ein Kreuz auf einem

  Steinhaufen aus vulkanischer Schlacke zeigt. Es stand an der linken Seite der alten Provinzialstraße

  (heute B 477) von Bergheim Richtung Niederaußem am nordöstlichen Rand des Bethlehemer Waldes und

  ist zusammen mit der alten Straße dem Tagebau Fortuna-Garsdorf gewichen.

 

  Bei genauer Inaugenscheinnahme nach fototechnischer Aufbereitung der Bilder ist ein Metallrahmen

  zu erkennen, der wohl früher als Skelett für eine Grotte gedient hat.

 

 

  Die Historie dieser Grotte und der Bezeichnung „Rette Deine Seele“ sind nicht eindeutig überliefert.

  Sowohl Mariengrotte als auch Wegekreuz schienen mögliche Varianten zu sein; auch betagte

  Zeitzeugen konnten sich nicht mehr eindeutig erinnern. Schließlich stießen wir auf einen Erzähler,

  der nach einer Wanderung im Jahr 1906 diese „grottenartige Andachtsstätte“ beschreibt, und

  dem auch damals schon nur Vermutungen zu deren Ursprung blieben:

 

  "Vielleicht haben dies kleine Kunstwerk die frommen Franziskaner-Patres von

  Kloster Bethlehem errichtet, welches sich vor Jahrhunderten an der Südseite dieses Waldes

  erhob und dem der ganze Wald gehörte...Vielleicht ist sie auch die Station eines

  größeren Kreuzwegs des alten Klosters Bethlehem. Das stimmungsvolle Werk hat keinen Gönner und

  Pfleger mehr, denn es ist stark im Verfall begriffen. Die Glasscheibe, die den Gekreuzigten in einer

  Nische abschließt, ist erblindet, die Inschrift auf der Metalltafel erloschen und

  die vulkanischen Schlacken sind überzogen von den unermüdlichen Erstlingen der organischen Natur,

  von Flechten und Moosen, gleich den straßensäumenden Weiden.“

  („Wanderungen durch den Kreis Bergheim“, Bergheimer Zeitung, 1906, aufgearbeitet von

  Fachleuten des Rhein-Erft-Kreises 2011).

 

 

 

 

  Damit war klar, dass es sich historisch um eine Grotte handelte, in der ein Kreuz aufgestellt war.

  Da aber eine Grotte – ebenfalls aus Vulkangestein – auch am Kloster Bethlehem, allerdings mit

  einer Figur der Gottesmutter Maria, gestanden hat, hat der Heimatverein eine Grotte mit

  Marienfigur in den modernen Bildstock integriert. So sind beide früheren Andachtselemente in

  der modernen Version vereint.

 

  Als Position für den modernen Bildstock haben alle Beteiligten, RWE, Stadt Bergheim und

  die Heimatfreunde, bewusst die Lage am Pilgerweg gewählt. Ein Aufbau an koordinatenmäßig

  exakt gleicher Position wie die alte Andachtsstätte hätte mitten im Grünwuchs der

  Rekultivierung gestanden. Pate stand bei dieser Überlegung weniger der knapp 100 m

  entfernte historisch genaue Standort als vielmehr der Wunsch, diese historische Landmarke wieder

  den Menschen ins Blickfeld zu rücken, die – nicht per Auto auf der modernen Trasse der

  neuen B 477 – sondern zu Fuß oder per Fahrrad zwischen Bergheim und Niederaußem

  unterwegs sind.

  Der Name „Pilgerweg“ erinnert ja daran, dass es verschiedene Pilgertraditionen gab,

  die nach Bergheim zum Bild der schmerzhaften Muttergottes in St. Remigius führten,

  ein verehrtes Gnadenbild, das bis 1802 (Napoleon) im Kloster Bethlehem zuhause war.

  Noch heute macht sich z.B. alljährlich im Mai eine große Pilgergruppe aus Leverkusen-Wiesdorf

  auf einen ganztätigen Fußmarsch nach Bergheim auf und kehrt am folgenden Tag wiederum

  per pedes nach Hause zurück. Sie dürften jahrhundertelang am alten „Rette Deine Seele“

  Rast gemacht haben - und tun es wohl auch heute wieder am neuen Bildstock am Pilgerweg.

 

Text: J. Hübner           

Stand März 2023       

 

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