30.08.2022
Zugehörigkeit zum Kloster Kamp am Niederrhein
1098 trennen sich in Frankreich einige Mönche, die strenger nach der Ordensregel
"ora et labora" (bete und arbeite) leben wollten, vom ihrer Meinung nach zu lasch
gewordenen Benediktinerorden und gründen das Kloster Citeaux in Burgund.
Daher der Name Zisterzienser. Von dort aus erfolgten gut 15 Jahre später
4 weitere Klostergründungen, u.a. Clairvaux (Bernhard) und Morimont.
Jedes dieser Ableger gründete wieder weitere "Tochter"- und "Enkel"-Klöster in ganz Europa,
bis 1151 sind insgesamt 307 Klöster entstanden.
1123 wird von Morimond aus als erstes Zisterzienserkloster auf deutschem Boden das
Kloster Kamp gegründet, von dem in der Folge auch weitere Gründungen ausgehen,
z.B. 1133 das Kloster Altenberg
1137 schenkt ein Ritter Raymund bei seinem Eintritt ins Kloster Kamp
seinen Hof Gommershoven dem Kloster
1195 schenken die Grafen von Sayn (aus der Nähe von Koblenz) dem Kloster Kamp
u. 1217 die Güter in Immenhoven und Auenheim
"Etwa zur gleichen Zeit wurden die Güter des Hofs in Auenheim durch Ankäufe und
Schenkungen vermehrt" (aus den Annalen von Kloster Kamp)
Der Deutsche Orden
Nach dem Bau des großen Mönchshofes in der Gemarkung Hüchelhoven verkauften die
"Grauen Mönche" im Jahre 1280 den heutigen Ordenshof an den Deutschen-Ritter-Orden.
Ab der Zeit der Kreuzzüge zur Befreiung des Heiligen Landes wurde der Besitz des Ordens
von Pächtern bewirtschaftet. Sie mussten die Hälfte der Ernte als Pachtzins abgeben.
Daher der Name "Halfe" oder "Halfmann". In einem Pachtvertrag von 1650 zwischen dem
Deutschritterorden und dem Halfen Johann Heinrich Mohr wird der Hof als "Helmeshof"
bezeichnet. Helmes ist im Dialekt die Abkürzung für den Vornamen Wilhelm.
Dies ist der erste Hinweis auf den Namen eines Halfen.
Der Ordenshof wurde 1788 in seiner
heutigen Form errichtet.
Das Wappen über der Eingangstür
des Hauses ist das Wappen des
Baron Ignaz Felix von Roll zu Bernau.
Er war zu dieser Zeit Landkomtur des
Deutschritterordens und ein per-
sönlicher Freund des Kurfürsten und
Erzbischofs Clemens August von
Köln, der auch Hochmeister des
Deutschen Ordens war.
Im Jahre 1769 war die Auenheimer Kirche baufällig und für die große Pfarrgemeinde
(sie umfasste die Dörfer Frauweiler, Garsdorf, Montagsend, Rath und das Rittergut Asperschlag)
zu klein geworden. Sie wurde im April 1769 abgebrochen und im November des gleichen Jahres
war die erste heilige Messe in der neuen Kirche. Das Wappen des Deutschen Ordens und
das des Baron von Roll sind an der Ostseite des Gotteshauses eingelassen.
Die Halfen (Pächter)
1650 war Johann Heinrich Mohr mit seiner Frau Adelheid Deutzmann Halfe auf dem Ordenshof.
Als er früh verstarb, heiratete sie den Adam Krosch. Beide hatten noch vier Kinder,
die alle in Halfenfamilien einheirateten. Adelheid Krosch, geb. Deutzmann blieb bis ins
hohe Alter auf dem Hof und übergab ihn ihrer 1711 geborenen Enkelin Adelheid,
die wahrscheinlich auch ihr Patenkind war. Diese heiratete Johann Adolf Hambloch.
Mit ihm kam ein Mitglied der weit verzweigten Halfenfamilie Hambloch nach Auenheim.
Aus dieser Ehe gingen 7 Kinder hervor. Am 28. April 1797 heiratet Anna Margaretha Petronella
Hambloch den Gerhard Wahlers. Sie hatten 5 Kinder.
Nach dem Einmarsch der französischen Truppen unter Napoleon im Jahr 1802 begann die
Säkularisation. Das gesamte Vermögen der kirchlichen Einrichtungen wurde verstaatlicht,
die Klöster und Orden wurden aufgelöst und ihre Ländereien verkauft.
So wurde auch der Ordenshof am 14. Oktober 1806 an den Halfen Gerhard Wahlers
für 874,04 Franc verkauft. Die Gräber der Familie Wahlers sind bis heute auf dem
Kirchhof an St. Medardus in Auenheim erhalten. Von Gerhard Wahlers erbte der älteste
Sohn Johann Adolf Wahlers den Hof. Er war verheiratet mit Anna Schüller. Von ihnen ist
uns eine Tochter, Anna Barbara Hubertine, geboren 1848, bekannt. Sie heiratete den
drei Jahre älteren Wilhelm Außem aus Niederaußem. Er war Gutsbesitzer auf dem
dortigen Meulshof. Er überlebte seine Frau um zwei Jahre und starb 1927.
Den Ordenshof in Auenheim und den Meulshof in Niederaußem erbte, da die Ehe kinderlos war,
der Neffe Rudolf Schüller. Er war der Sohn der Eheleute Heinrich Schüller und Helene Wahlers.
Rudolf Schüller heiratete am 25. Juni 1927 die Josefine Wolter aus Niederaußem.
Auch ihre Ehe blieb kinderlos. Der Helmeshof hatte nun im Volksmund den Namen "Schüllerhof".
Da Rudolf Schüller auf dem Meulshof in Niederaußem wohnte, hat er den Hof in Auenheim
verpachtet. Ihn übernahm die Familie von Werth. Von nun an wurde er "Werthhof" genannt.
In kommunalem Besitz und ehrenamtlicher Betriebsführung
Da die meisten Ländereien dem Tagebau Fortuna-Garsdorf zum Opfer gefallen waren,
verkaufte Rudolf Schüller den Hof am 30. Januar 1951 an die Stadt Bedburg. Die Scheune,
der große Torbogen und die Stallungen wurden abgebrochen. Der Abschluss-Stein des Torbogens mit
der eingemeißelten Jahreszahl 1788 ist heute im Giebel des Anbaues eingebaut. Auf dem Gelände
des Nutzgartens und des Obstgartens wurde die Auenheimer Volksschule gebaut. Im Wohnhaus
wurden von der Stadt Bedburg 4 Schlichtwohnungen eingerichtet.
Als nach dem Köln-Gesetz Auenheim 1975 an die Stadt Bergheim fiel, war der Ordenshof
abbruchreif. Auf Bestreben des Vereins der Heimatfreunde von Niederaußem und Auenheim
wurde das Haus von der Stadt Bergheim zu einem Bürgerhaus umgebaut. Von nun an hatte
das Haus den Namen "Ordenshof" in Anlehnung an seinen langjährigen Besitzer
- den Deutschen Ritterorden.
Heute ist der Ordenshof gern genutzt für Vereins- und Privatfeste. Die Räume können
angemietet werden. Als Betreiber kümmert sich der Förderverein "Ordenshof Auenheim e.V."
rührig um das rustikale Anwesen. Im Dachgeschoss befindet sich das Domizil des
"Vereins der Heimatfreunde von Niederaußem und Auenheim e.V." mit viel heimatkundlichen
Objekten und Schriftgut.
In ein kleines Backhaus neben dem Ordenshof wurde ein uralter Backofen mit großer
Naturstein-Platte aus Eifeler Tuff fachgerecht eingebaut. Diesen hatte der Heimatverein von
der Familie Erken aus deren ehemaliger Bäckerei in der Oberaußemer Straße in Niederaußem
übereignet bekommen. Ziel ist es, dass in diesem Backofen als passende Attraktion bei
Gelegenheit wieder leckeres Steinofenbrot gebacken werden kann.
(Herausgeber: Verein der Heimatfreunde von Niederaußem und Auenheim e. V. von 1974 - Stand: Juni 2022)